Fackeln wiesen Weg zum Konzert
Der Gesangverein Frohsinn Wassermungenau gastierte im Münster
„Eure Stimmen und unsere Akustik“: Reinhold Seefried schwärmte schon seit drei Jahren von einem Auftritt des Männergesangvereins (MGV) „Frohsinn Wassermungenau“ im Münster St. Wunibald. Nun wurde der Traum des Strategie- und Projektmanagers aus den Reihen des Zweckverbands Kloster Heidenheim endlich Wirklichkeit. Das lange Warten hat sich gelohnt, wie das Benefizkonzert eindrucksvoll unter Beweis stellte.
„Frohsinn“-Dirigent Wolfgang Bauer führte zum Höhepunkt des Abends die Stimmen des Chores und des Publikums bei zwei verschiedenen (!) Stücken gekonnt zueinander.
Recht eindrucksvoll gerät der Abend für die gut 200 Besucher bereits vor dem Betreten des markanten Gebäudes, in dessen Inneres sie durch das Spalier von einem Dutzend Fackeln gelangen. Ein Ehepaar des besagten Abenberger Ortsteils ist Stammgast bei klösterlichen Veranstaltungen des altmühlfränkischen Markts und Seefried selbst hat als Sänger schon den Dirigenten des Wassermungenauer Ensembles, Wolfgang Hofbauer, als Tonangeber genossen.
Der ist es auch, der zu Beginn des Abends gemeinsam mit seiner Ehefrau Christine und seinem Bruder Harald für einen eindrucksvollen Impuls zum Einstieg sorgt. Die drei intonieren von der Empore ein Stück namens „I give my life for you“ — geschrieben von den zwei Brüdern selbst und von allen dreien meisterlich interpretiert. Die Worte des Werkes, das von Hingabe spricht, darf die Besucherschar bei feierlichen Orgelklängen verinnerlichen, die Karin Naaß bei einer Festmusik zum Besten gibt.
Wolfgang Hofbauer eilt als Taktstockschwinger des Ensembles sogleich von der Empore herab und entlockt seinem Chor ein „Kum ba yah“, das von wuchtig flehend bis versöhnlich summend variiert und in zusätzliche Gesangspartien eingebettet ist. Entgegen der Ahnung, die den Bibelkenner befallen mag, geht es eher um die Liebe als um die Apokalypse beim folgenden „Till the stars fall from the sky“, das Hofbauer am E-Piano begleitet — wie auch die meisten anderen Stücke. Auch bei Beethovens „Hymne an die Nacht“ mit Pathos im besten Sinne des Wortes.
Einen Kräuterlikör der Heidenheim-Edition konnte Moderator Reinhold Seefried dem Vorsitzenden des Wassermungenauer Männergesangvereins, Hans Fries, als Dank für das drei Jahre sehnlich erwartete Konzert überreichen.
Pathetischer Hauch geht auch von der „Bühne“ selbst aus. Während der Chor zu Füßen der Wunibald-Tumba seine Weisen singt, dirigiert Hofbauer vom Kopfende – im Hintergrund türmen sich Weihnachtsbaum, Umbaugerüst und mittendrin ein Christus am Kreuz. Allein diese Szenerie wäre eine eigene Betrachtung wert: Jesus, der zwischen Weihnachten und Ostern sich der Baustelle Welt annimmt.
Alles beginnt mit der berühmten „Heiligen Nacht“, die der MGV nach alpenländischen Volksweisen zu Gehör bringt und einen erbaulich tröstlichen Weihnachtsjodler hinterherschiebt. Was beweist, dass gute Weihnachtsmusik ohne Text und Instrumente auskommen kann. Oder aber auch bloß eine Orgel braucht, wie Naaß bei einer Hirtenmusik an dem Instrument verdeutlicht. Mit „Süßer die Glocken nie klingen“ ist man dann doch beim klassischen Weihnachtskonzertmaterial angelangt, doch weiß Hofbauer auch diesem Stück als Arrangeur neue Aspekte abzugewinnen – die Bassstimmen sorgen für Glockenklang.
Die besungene, übergroße Gottesliebe ist es denn auch, die „Still, still“ zu neuer Bedeutung führt. Von der Empore erklingt die völlig unterschätzte Supertramp-Perle „Lord, is it mine?“, bevor im Altarraum das Spiritualkapitel mit „Mary had a baby“ (mit langgezogenem „Oh yeah“ am Schluss) und „Have you heard?“ aufgeschlagen wird – dem traditionellen Wechselspiel von Vorsänger und antwortender Sängerschar folgend. Letzteres Stück deutet durch den schnellen Gesang an, dass sich die Nachricht von der Krippengeburt Jesu wie ein Lauffeuer verbreitet – konträr dazu der feierliche Gesang der Engel.
Bei der „Slowrocking Christmas“ dürfen dann der schwelgende Sechsachteltakt und das „Lalalala“ nicht fehlen – dem Titel entsprechend um ein „Hohohoho“ ergänzt. Zum absoluten, aber auch nicht planbaren Höhepunkt des Konzerts gerät das Schlussstück, bei dem sich das vom Chor dargebotene „Wenn von des Himmels Höh’n“ mit dem vom Publikum gesungenen „O du fröhliche“ zu einem Stück vereint – was dank Hofbauers Dirigentengeschick bestens gelingt. Ein dickes Ausrufezeichen hinter die Fragen Seefrieds, die er an den Leitsätzen Benedikts festmachte. Ob Weihnachten wirklich ein Fest des Friedens, der Liebe und der Hoffnung sei, will der Projektmanager als Moderator des Abends wissen.
Ein Geschenk für Hans Fries als den Vorsitzenden des „Frohsinnn“ hat er natürlich auch dabei: Ein Kräuterlikör der neuen Kloster-Heidenheim-Edition, die es nach Ende des Konzerts, dessen Erlös dem Klosterprojekt zugute kommt, im Eingangsbereich zu erstehen gibt. Denn es gilt das Projekt mehr und mehr nach außen zu vermarkten. Das weiß auch Seefried, der vor Kurzem zum Geschäftsführer der neuen „Klosterbetriebe Heidenheim GmbH“ avanciert ist – mit dem Museum, dem Klosterladen, dem Seminarbetrieb sowie der Schenke als Betriebszweige.
Text und Bilder von: Jürgen Leykamm